Dokumentarfilm von Helga Hirsch
Norman Salsitz wird als Naftali Saleschütz in Kolbuszowa geboren. Er ist der Jüngste einer großen jüdischen Familie. Als Kind muss er mit ansehen, wie sein Vater von Gestapo-Männern erschossen wird. Im Jahr 1945 emigriert er schließlich in die USA. Gemeinsam mit einem Kamerateam, seiner Tochter und seinen Enkeln kehrt er jetzt nach 60 Jahren wieder zurück in seine „Heimat“. Er besucht das Vernichtungslager Belzec, wo nahezu seine gesamte Familie ermordet wurde. Dem Kamerateam zeigt er die Stelle, wo er sich selbst schuldig machte, als er Rache übte. Immer noch spürt Naftali einen unbändigen Zorn in sich, Zorn auf Gott und auf seine polnischen Landsleute. Seit über 50 Jahre lang stellt er sich die Frage des „Warum“.
Das Porträt des Rückkehrers Norman Salsitz in seine polnische Heimat erhielt den Latücht-Preis des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Die Jury verlieh den Preis mit folgender Begründung: „Obwohl wir glauben, dieses Thema so gut zu kennen, erzählt uns der Film eine völlig neue, komplexe Geschichte.“ Regisseurin Helga Hirsch setzte sich mit der deutsch-polnischen Geschichte bereits in früheren Dokumentationen auseinander. Im Jahr 2001 veröffentlichte sie ihre bislang letzte Dokumentation über Polen: „Der Erbfeind – Preußen/Deutschland aus polnischer Sicht“. Seit 1985 arbeitet Hirsch als Journalistin und veröffentlichte seit dieser Zeit mehrere Bücher. Ihre emotionale Bindung zu Polen lockerte sie Anfang der 90-iger Jahre, aus Enttäuschung vor der inkonsequenten Vergangenheitsbewältigung.
Der Film und die anschließende Diskussion findet in ihrem Beisein in unserer Galerie Fantom statt. Bei dieser Gelegenheit können Sie auch die aktuelle Ausstellung zu dem Offizierslager II C in Woldenberg besichtigen.
Frau Helga Hirsch ist freie Publizistin (u. a. Die Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung) und war Polen–Korrespondentin der Wochenzeitung Die Zeit.
2001 erhielt sie den Deutsch-Polnischen Journalistenpreis.
Für den Dokumentarfilm Coffee Beans for a Life über einen polnischen Juden wurde sie 2005 mit dem Preis des Latücht-Kinos in Neubrandenburg und 2006 auf dem Festival in Lagow/Polen (bester deutscher Film) ausgezeichnet.
Am 3. September 2010 erhielt sie die Dankesmedaille des Europäischen Zentrums der Solidarność im Berliner Reichstagsgebäude, überreicht vom polnischen Staatspräsidenten Bronisław Komorowski.
Filmvorführung: Samstag, den 18. Juni 20:00 Uhr
Fantom e.V. – Netzwerk für Kunst und Geschichte(n)
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